BEGEGNUNG ZWEIER KÜNSTLER IN DEN 1950ER JAHREN
Willi Baumeister & Georg Karl Pfahler
10.02.2024 – 13.04.2024
In Willi Baumeisters (1889-1955) Werk vollzieht sich die Geschichte der europäischen Kunst der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts: Von der Abstraktion – bei Baumeister ausgehend von der menschlichen Figur – über eine gegenstandslose, organische Phase, hin zur Erforschung einer sich im Werk vollziehenden Formbildung, die die Grenze zum Figurativen immer neu auslotet.
Doch ebenso bedeutend wie sein Werk ist Baumeisters Vermächtnis als Lehrer: zunächst lehrte er ab 1928 an der Städtischen Kunstgewerbeschule in Frankfurt, bis er 1933 von den Nationalsozialisten entlassen wurde. 1946 wurde Baumeister, der in den Kriegsjahren im Verdeckten arbeitete und sein Geld als Werbegrafiker verdiente, durch den damaligen Kultusminister Theodor Heuss zum Professor an die wieder neu eröffnete Kunstakademie Stuttgart berufen.
Er war die Symbolfigur für den Neubeginn der Kunstakademie, integrierte die Lehren des Bauhauses in seinen Unterricht und vertrat die moralisch begründete Freiheit der Kunst. Durch seine 1947 veröffentlichte programmatische Schrift „Das Unbekannte in der Kunst“ sowie seine Positionierung bei den Darmstädter Gesprächen 1950 festigte sich sein Ruf als Verfechter der Abstraktion in Deutschland weiter.
An der Stuttgarter Kunstakademie traf auch Georg Karl Pfahler (1926-2002) auf Baumeister und studierte bis 1954 in seiner Klasse. Pfahlers frühe Werke zeigen die Prägungen des Lehrers und seines Spätwerks der schwarzen schwebenden Formen. Doch Pfahler fand bald seinen eigenen Kosmos. 1958 begann er seine umfangreiche Werkgruppe „Formativ“, die für sein gesamtes späteres Schaffen als Basis und konzeptionelle Quelle dienen sollte: malerische Kompositionen von Farbblöcken- und -feldern, die das Verhältnis von Farbe und Form in sensiblen Balanceakten erforschen.
Heute ist Pfahler vor allem für seine späteren, geometrisierenden Farbformkompositionen mit scharfen Umrissen bekannt, die seinen Ruf als Hauptvertreter der Hard-Edge Malerei in Europa prägten. Sein Interesse galt von Beginn an nicht nur den Dynamiken innerhalb des Bildraums, sondern auch der Beziehung seiner Bilder zum umgebenden Raum. Dabei verfolgte er ein größeres, gesellschaftliches Anliegen: mit Kunst soziale Räume zu schaffen. So entstanden ab 1965 architektonische „Farbraumobjekte“ im Innen- und Außenraum, beispielsweise die begehbaren Farbräume im Deutschen Pavillon auf der Biennale in Venedig 1970 sowie seine „Palaverhäuser“. Diese Dimension von Pfahlers Kunst lässt ihn heute auch als Vordenker späterer, an sozialen Interaktionen interessierten Kunsttendenzen wie der „Relational Art“ erscheinen.
BEGEGNUNG ZWEIER KÜNSTLER IN DEN 1950ER JAHREN
Willi Baumeister & Georg Karl Pfahler
10.02.2024 – 13.04.2024
In Willi Baumeisters (1889-1955) Werk vollzieht sich die Geschichte der europäischen Kunst der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts: Von der Abstraktion – bei Baumeister ausgehend von der menschlichen Figur – über eine gegenstandslose, organische Phase, hin zur Erforschung einer sich im Werk vollziehenden Formbildung, die die Grenze zum Figurativen immer neu auslotet.
Doch ebenso bedeutend wie sein Werk ist Baumeisters Vermächtnis als Lehrer: zunächst lehrte er ab 1928 an der Städtischen Kunstgewerbeschule in Frankfurt, bis er 1933 von den Nationalsozialisten entlassen wurde. 1946 wurde Baumeister, der in den Kriegsjahren im Verdeckten arbeitete und sein Geld als Werbegrafiker verdiente, durch den damaligen Kultusminister Theodor Heuss zum Professor an die wieder neu eröffnete Kunstakademie Stuttgart berufen.
Er war die Symbolfigur für den Neubeginn der Kunstakademie, integrierte die Lehren des Bauhauses in seinen Unterricht und vertrat die moralisch begründete Freiheit der Kunst. Durch seine 1947 veröffentlichte programmatische Schrift „Das Unbekannte in der Kunst“ sowie seine Positionierung bei den Darmstädter Gesprächen 1950 festigte sich sein Ruf als Verfechter der Abstraktion in Deutschland weiter.
An der Stuttgarter Kunstakademie traf auch Georg Karl Pfahler (1926-2002) auf Baumeister und studierte bis 1954 in seiner Klasse. Pfahlers frühe Werke zeigen die Prägungen des Lehrers und seines Spätwerks der schwarzen schwebenden Formen. Doch Pfahler fand bald seinen eigenen Kosmos. 1958 begann er seine umfangreiche Werkgruppe „Formativ“, die für sein gesamtes späteres Schaffen als Basis und konzeptionelle Quelle dienen sollte: malerische Kompositionen von Farbblöcken- und -feldern, die das Verhältnis von Farbe und Form in sensiblen Balanceakten erforschen.
Heute ist Pfahler vor allem für seine späteren, geometrisierenden Farbformkompositionen mit scharfen Umrissen bekannt, die seinen Ruf als Hauptvertreter der Hard-Edge Malerei in Europa prägten. Sein Interesse galt von Beginn an nicht nur den Dynamiken innerhalb des Bildraums, sondern auch der Beziehung seiner Bilder zum umgebenden Raum. Dabei verfolgte er ein größeres, gesellschaftliches Anliegen: mit Kunst soziale Räume zu schaffen. So entstanden ab 1965 architektonische „Farbraumobjekte“ im Innen- und Außenraum, beispielsweise die begehbaren Farbräume im Deutschen Pavillon auf der Biennale in Venedig 1970 sowie seine „Palaverhäuser“. Diese Dimension von Pfahlers Kunst lässt ihn heute auch als Vordenker späterer, an sozialen Interaktionen interessierten Kunsttendenzen wie der „Relational Art“ erscheinen.
Di–Fr 11–18, Sa 12–16 Uhr
Meierottostraße 1
10719 Berlin
T +49 30 88 71 13 71
mail@galeriefriese.de
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